22. April 2021

Chaos im Kopf - Dein FASD Podcast

„Gibt es eine sichere Menge Alkohol in der Schwangerschaft?“ ist an sich eine gute Frage. Manchmal gibt es aber nicht so gute Antworten darauf.

Das Zeit-Magazin hat Anfang April 2021 einen Artikel zur Ernährung von Schwangeren herausgegeben, der den Alkoholkonsum in der Schwangerschaft fahrlässig verharmlost. Leider ist der volle Text exklusiv für Abonnenten.

Stellungnahmen vom FASD-Deutschland e.V. und Bundesverband behinderter Pflegekinder e.V. sind unten verlinkt.

Ich gehe nicht auf den Artikel der Zeit ein, möchte aber das Thema aufgreifen.

Alkoholkonsum in der Schwangerschaft – Verbreitung

In der Schwangerschaft Alkohol zu trinken ist relativ verbreitet. Nach einem Artikel von Mirjam Landgraf und anderen von 2017, haben 20% der schwangeren Frauen in Deutschland einen „moderaten Alkoholkonsum“, 8% sogar einen „riskanten“.

12% der Schwangeren geben ein Rauschtrinken seltener als einmal im Monat an. 4% mindestens einmal im Monat. 0,1% mindestens jede Woche. Unter Rauschtrinken versteht man hier mindestens 5 alkoholische Getränke pro Gelegenheit.

Der konsumierte Alkohol kommt direkt über die Nabelschnur in den Kreislauf des Fötus. Da der Alkohol beim Fötus nur sehr langsam abgebaut wird, steht der Fötus möglicherweise noch unter Alkohol, wenn die Mutter wieder langsam nüchtern wird. Alkohol und die Abbauprodukte sind ein Zellgift.

Gibt es eine sichere Menge?

Auf den ersten Blick scheint diese Frage nicht so genau zu beantworten sein. Nur auf den ersten Blick! Sylvia Roozen et al. (2018) sind in einer Metastudie der Frage nachgegangen, wie weit bestimmte Trinkmuster von schwangeren Frauen und die Entwicklung von FASD zusammenhängen. 21 Studien, die sowohl Alkohol-Konsum-Muster als auch FASD gemessen haben, wurden einbezogen. Keine der Studien ist aber dieser Frage nach dem Zusammenhang explizit nachgegangen. Die zentrale Frage konnte leider nicht geklärt werden.

Unser Ziel war es, spezifisches mütterliches Trinkverhalten im Zusammenhang mit FASD zu identifizieren. Der Stand der Literatur schließt derartige Schlussfolgerungen aus.

Roozen et al.

Die Autoren bringen es auf den Punkt:

Es ist noch keine sichere Menge an Alkohol bekannt, die man während der Schwangerschaft trinken darf.

Roozen et al.

„Keine sichere Menge an Alkohol“ heißt KEINE SICHERE MENGE AN ALKOHOL in der Schwangerschaft.

Vorsorgeprinzip

Aus der Umwelt- und Gesundheitspolitik stammt der Begriff Vorsorgeprinzip. Wikipedia dazu:

Das Vorsorgeprinzip zielt darauf ab, trotz fehlender Gewissheit bezüglich Art, Ausmaß oder Eintrittswahrscheinlichkeit von möglichen Schadensfällen vorbeugend zu handeln, um diese Schäden von vornherein zu vermeiden. Oder, um es in den Worten des Philosophen Hans Jonas zu sagen:

„Der schlechten Prognose den Vorrang zu geben gegenüber der guten, ist verantwortungsbewußtes Handeln im Hinblick auf zukünftige Generationen.“

Wikipedia

Prof. Spohr in der Zeit

Damit Gewinnen die Aussagen von FASD Pionier Prof. Spohr aus einem Zeit-Artikel von 2017 besondere Schärfe:

„An Babys, die im Mutterleib geringen Alkoholmengen ausgesetzt waren, lassen sich direkt nach der Geburt aber keine offensichtlichen Schäden feststellen“, sagt Spohr. „Aber wir können nicht ausschließen, dass es trotzdem zu kognitiven Schäden kommt, die sich erst im Schulalter zeigen“, etwa Lernschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen, Unruhe und aggressives Verhalten. „Ärzte können dann aber oft kaum noch feststellen, ob Alkohol im Mutterleib der Grund dafür ist“, sagt Spohr. Deshalb sei die Studienlage so miserabel. – Die Zeit https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-09/alkohol-schwangerschaft-baby-fasd-ungeborenes-folgen

Die Zeit

Aufhören, Alkohol zu trinken

Broschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Andere Umstände – Neue Verantwortung.

Darin gibt es Infos und Tipps zum Alkoholverzicht während der Schwangerschaft und Stillzeit. Unter anderem kann man mit einem Fragebogen selbst herausfinden, wie riskant der eigene Alkohol-Konsum ist. Manchen Frauen fällt es schwer auf Alkohol zu verzichten. Dazu gibt es Tipps, wie man sich dazu selber am besten motivieren kann und wie man Einfluss auf das Umfeld haben kann. Für Ratsuchende gibt es Anlaufstellen und Adressen.

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