11. November 2021

Eine der schwierigsten Phasen für Menschen mit FASD ist der Übergang in Schule und Beruf. Das gilt auch für die Begleiter.

Andreas Trümper hatte ich schon einmal in der Episode C23 zu Gast.

Wie die Übergänge in diese neuen herausfordernden Lebensbereiche zu gestalten sind, wollten wir noch in einer weiteren Folge vertiefen.

Da sind wir.

Mein Gast arbeitet für den Landschaftsverband-Rheinland. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist, Menschen mit Behinderung, die sonst durch das soziale Netz fallen, in Maßnahmen z.B. Wohngruppen unterzubringen.

Es gibt zahlreiche Maßnahmen und Einrichtungen, deren Kernaufgabe es ist, Übergänge in Ausbildung und Beruf zu ermöglichen.

Wie werden dort die Übergänge tatsächlich gestaltet?

Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM)

In der drei Monate Eingangsphase wird für die Menschen mit Behinderung eine passende Arbeit gesucht, die den Stärken und Fähigkeiten entspricht. Dies wird in 24 Monaten weiter vertieft.

Häufig gibt es eine Überschätzung, so dass Menschen mit FASD erst mal in anderen Maßnahmen scheitern, bis sie in einer Werkstatt landen.

Berufsbildungswerk

Berufsbildungswerke sind die nächst "höhere" Stufe, wo qualifizierte Ausbildungsabschlüsse erworben werden können, als auch praktische Qualifizierungen, z.B. Fachpraktiker. Meistens sind die Auszubildenden in diesen ortsfernen Einrichtungen im Internat unter gebracht.

Kooperative Ausbildung

Kooperative Ausbildung bedeutet, dass ein Bildungsträger die Ausbildung mit einer Ausbildungsstätte und der Berufsschule koordiniert, im Auftrag der Agentur für Arbeit. Dieses Modell ist relativ weit verbreitet, man findet die Einrichtungen aber oft nicht.

Z.B. ist die Fachpraktikerin für personenbezogenen Service ist eine relativ neue Ausbildmöglichkeit mit einem weiten Spektrum an Einsatzmöglichkeiten.

andere Leistungsanbieter

Es gibt Alternativen zur WfbM. Denn auch andere Leistungsanbieter können Angebote - vergleichbar einer Werkstatt - machen. Das wurde durch das Teilhabegesetz (BTHG) ermöglicht. Diese können sich auf einen bestimmten Personenkreis beschränken, z.B. Menschen mit FASD. Das können Werkstätten nicht, die haben eine Aufnahmepflicht.

Budget für Arbeit

Das ist eine Finanzierung für einen Arbeitsplatz auch außerhalb einer Werkstätte. Der Träger übernimmt dann bis zu 75% der Lohnkosten. Inzwischen sind diese Förderungen nicht mehr befristet oder im Zuschuss abnehmend.

Unterstützte Beschäftigung

Unterstützte Beschäftigung ist eine gute Hilfe gerade für Menschen mit FASD, weil es eine individuelle Begleitung auf den Arbeitsmarkt vorsieht. (z.B. Hamburger Arbeitsassistenz) Passende Arbeitsplätze werden gemeinsam auf dem Arbeitsmarkt gesucht oder auch passend gemacht.

Damit ist aber nicht die gleichnamige Maßnahme der Arbeitsagentur gemeint. Diese ist oft nicht gut für Menschen mit FASD geeignet.

Die wichtigste Unterstützung in den Übergängen in Ausbildung und Beruf

Das wichtigste ist ein Gegenüber zu finden, das sich schon mit FASD beschäftigt hat oder dazu bereit ist. Andreas bietet Fortbildungen zu FASD insbesondere im Werkstättenbereich an. Die Resonanz ist allerdings bisher verhalten.

Wichtig ist auch eine überschaubare Einrichtung zu finden.

Die jungen Menschen wirken oft sehr selbständig. "Gehört der hier hin? Der kann doch auf den ersten Arbeitsmarkt." Das führt zu Überschätzungen und Überforderungen, oft auch zu Abbrüchen.

Menschenbild an Möglichkeiten orientiert

Das Menschenbild in der Eingliederungshilfe und den Werkstätten hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr gewandelt. Heute wird sich vielmehr an Möglichkeiten orientiert und weniger an Einschränkungen, die die Teilhabe am sozialen Leben beschränken. Das beinhaltet auch die Möglichkeit des Scheiterns ohne rauszufliegen.

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